Gedanken – Nine Eleven

…oder 9/11/2001. Ein Datum, welches sich in die Köpfe aller Menschen (zumindest die, die damals lebten und wahrnehmen konnten) gebrannt hat und die gesamte Welt nachhaltig verändert hat.

Auch ich weiß noch genau, was ich an diesem Tag gemacht habe, wo ich war und welche Ängste es in mir schürte.

Drei Tage vorher feierte ich mit meiner frisch gegründeten kleinen Familie ausgelassen meinen 37en Geburtstag. Unser Sohn war gerade zwei Monate alt und das Leben meiner Freundin und mir bog in eine unbekannte Welt ab. Ich war an diesem Nachmittag um 14:30 Uhr im Kraichgau mit einem Handwerkskunden bei dessen Endkunden zur Aufnahme diverser kleinerer Mängel verabredet. Als wir unsere Runde durch das schmucke Einfamilienhaus beendet hatten und uns am Küchentisch zur Klärung zusammen setzten, kam die Teenie-Tochter vollkommen aufgelöst und wirres Zeug stammelnd zu uns. Gemeinsam begaben wir uns ins Wohnzimmer und standen um Fassung ringend, gleichzeitig sensationslüstern vor den Fernsehbildern. Wir gingen ruhig auseinander, ich setzte mich ins Auto und fuhr los in Richtung Autobahn. Das damalige Handynetz war stärker belastet, als es dessen Erschaffer wohl vorgesehen hatten. Irgendwann, so zwischen Karlsruhe und Heidelberg erreichte ich endlich meine Freundin zu Hause. Sie hatte das Fernsehen laufen, erzählte mir recht plastisch, was dort gezeigt wurde und wir telefonierten die gesamte restliche Wegstrecke zusammen. Ich möchte nicht wissen, was die Firma dafür an Gebühren abdrücken durfte. Zu Hause angekommen fielen wir uns erstmal in die Arme und weinten. Danach saßen wir gemeinsam und fassungslos vor dem Fernseher und uns war klar, dass sich zukünftig einiges ändern wird. So kam es dann auch. In kleinen Schritten…

Bike-History – Erinnerungen Teil 1 „Die Ducati“

Angeregt durch eine Gruppe beim Facebook, stelle ich hier ebenfalls mal in loser Reihenfolge meine Motorräder vor. Bis vor knapp 2 Jahren war ich ja noch aktiver Biker, bevor die Gesundheit nicht mehr mitmachte und die Erkenntnis reifte, dass der „Verbrenner zum Spaß“ ausgedient hat.

Den Anfang macht meine DUCATI 500 SD. Ein recht seltenes Bike und vor allem eine echte italienische Diva. Importeur und Erstbesitzer anno 1977 war kein geringerer, als Fritz Röth aus Hammelbach/Odw., den ich Anfang der 90er anlässlich einer der legendären Schwarzpulver-Rallyes kennenlernen durfte. Vielleicht gibt es über meine Teilnahmen an dieser Veranstaltung mal einen separaten Beitrag.

Im Jahr 1988 bin ich wochenlang um dieses Motorrad herumgeschlichen. Es stand zum Verkauf in einer „grauen“ Ducatiwerkstatt in Reichelsheim/Odw., in der mein Freund seit Kindergartentagen, Andreas, seine 1000er Hailwood Replica zur Reparatur hatte. Entgegen der Warnungen des Ducatisti Rüdiger, ich werde nicht viel fahren, dafür umso mehr schrauben, musste ich das Motorrad haben. Damit begann eine schöne Zeit, auch wenn ich die Kiste das ein oder andere Mal angezündet oder im Baggersee versenkt hätte…

Die Diva (Scan) vor dem Haus meiner Eltern in Mainz

Am Anfang lief das Motorrad recht zufriedenstellend und brachte mich zu vielen Treffen, über die Alpen und nach Frankreich. Doch mit zunehmender Fahrleistung kamen die Krankheiten des Motors zu Tage. Die Ventilsteuerung machte als Desmodromik dabei immer eine gute Figur. Lediglich der Kopf verzog sich gerne und wurde dann an der Kopfdichtung undicht. Dies war der Bauart mit dem mittig angeordneten Kettenschacht geschuldet. Diese Kette trieb die zweigeteilte Nockenwelle an und der Schacht war massiv gegossen. Dazu aber der große Abstand der äußeren Stehbolzen und die Kombination aus Aluminiumguss und Grauguss, da war Verzug angesagt. Mit ein Grund, warum dieser Bauart und Baureihe kein großer Erfolg gegönnt war. Ducati schämte sich dermaßen dieses Modells, dass es sogar in der Literatur so gut wie keine Erwähnung fand.

Oben: Der damals noch junge Dicke auf Tour Mitte: Diva im Hintergrund, vorne Andreas und seine Hailwood Replica Unten: Ostern 1990; irgendwo in den Alpen (Südtirol?)

1990 strandete ich in Suhl auf der Anreise zum 1. Deutsch-Deutschen Motorradtreffen mit gerissenem Gaszug und nur dem Improvisationstalent der DDR-Schrauber war es zu verdanken, dass dieses spezielle Bauteil instandgesetzt werden konnte. Den endgültigen Entschluß zum Verkauf gab es aber dann, als ich 1991 die Kontakte der Zündung ersetzen musste/wollte und diese nicht mehr lieferbar waren. Nicht für Geld und gute waren diese aufzutreiben. Nicht in Deutschland oder auch in Italien. Es gab nix! Einen Umbausatz auf kontaktlos hatte auch noch niemand anzubieten. So gab ich in der großen Motorrad-Zeitschrift ein inserat auf und es fand sich tatsächlich ein Liebhaber aus dem Norden Deutschlands, der sich ihrer erbarmte.

Danach kam ein motorradloser Herbst und Winter. Ich lebte und arbeitete zu dieser Zeit in der Nähe von Dresden und war eh total damit beschäftigt „blühende Landschaften“ aufzubauen. Bis dann das Frühjahr 1992 kam. Aber das erfahr ihr in Teil 2 dieser Reihe…

Gedanken zum „Tag der deutschen Einheit“

Begonnen hatte das alles ja mit dem Mauerfall am 09.11.1989 an den ich mich recht gut erinnere. Zu dieser Zeit hatte ich nämlich gerade Reserveübung beim Bund.

Wir saßen nach einer durchzechten Nacht in der Kantine einer Kaserne in Ludwigsburg beim Frühstück, als die Nachricht vom Fall der Berliner Mauer die Runde machte. Unsere Medien waren damals ja lediglich der ÖRR, die Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben und Telefone mit Kabel dran.

Die Stimmung kippte recht schnell, als die Warnstufe der Übung heraufgesetzt wurde. Hatte man auf der Bonner Hardthöhe doch Bedenken, wer da alles so „rüber“ kam. Die hatten echt Muffe vor einer Unterwanderung durch Guerillakämpfer der NVA. 😉

Am Tag darauf gehörten dann plötzlich stinkende Trabis und Wartburgs zum schwäbischen Stadtbild und die von „drüben“ wurden überall gerne gesehen. Brachten ja auch eine gewisse Kaufkraft mit und die Krämerseelen im Westen bekamen schon feuchte Schlüpfer und Kräften den bis dato unverkäuflichen Schrott aus Kellern und Lagern.

Westdeutsche Politiker träumten schon von blühenden Landschaften und die angeschlossenen Firmen von tollen Umsätzen. So wurde den Bürgern der DDR ganz schnell jede Kompetenz und Ehre geraubt und dem Gott der Marktwirtschaft geopfert. Ob die wirklich dafür das große Risiko eingingen, auf die Straße zu gehen???

So wurden also im Schnellgang Gesetze und Verordnungen durch die Instanzen gepeitscht und zum 03.10.1990 die neue Bundesrepublik ausgerufen. Man wollte ja Kanzler, Minister und überhaupt irgendwie Beteiligter der „Deutschen Einheit“ sein…

Ich selbst, der nie einen familiären oder sonstigen privaten Bezug zur DDR hatte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich direkt daran teilhaben würde. Nur gut 11 Monate später fand ich mich beruflich in einem kleinen Kaff in der westlichen Oberlausitz wieder. Zunächst für 6 Monate geplant, wurden 4 Jahre daraus. Aber das ist eine andere Geschichte, die einen eigenen Beitrag hier verdient.