Gedanken – Der IT-Crash in Südwestfalen und die Borniertheit hiesiger Unternehmen

Seit gut zwei Wochen stehen hier im Wirtschaftsraum Südwestfalen ja alle kommunalen Räder still. Es geht nichts mehr. Keine Zahlungen, Erstattungen, Ameldungen zum Todesfall oder der Geburt, Kfz Zulassungsstellen geschlossen, LKW Fahrer können ihrer Fahrerlaubnisse nicht mehr verlängern lassen, keine Personalausweis oder Reisepässe, usw. Kurz und knapp: Der Bürger kommt nicht mehr an seine öffentlichen Dienstleister ran. Es hängen überall hingeschriebene Zettel, auf denen steht: Geschlossen! Sieh doch zu, wie Du klar kommst!

Man glaubt seit Jahrzehnten, hier im Siegerland lebe man auf einer Insel der Glückseligkeit und zehrt immer noch vom Ruf der Industrie und einstigen Weltmarktführerschaft. Bloss keine Einflüsse von außen zulassen. Auswärtige Fachleute, egal in welcher Branche, werden belächelt und bei aufkommenendem Erfolg mundtot gemacht.

So kam es wohl auch, dass ein kommunales IT-Monster geschaffen wurde Entscheiderstellen regional und nach Best-Buddy-Manier, anstatt nach Kompetenz und Wissen besetzt wurden.

Der Artikel hinter dem nachfolgenden Link zeichnet ein sehr treffendes Bild der Lage https://www.borncity.com/blog/2023/11/10/neues-zum-cyberangriff-auf-sdwestfalen-it/

 

Gedanken zum „Tag der deutschen Einheit“

Begonnen hatte das alles ja mit dem Mauerfall am 09.11.1989 an den ich mich recht gut erinnere. Zu dieser Zeit hatte ich nämlich gerade Reserveübung beim Bund.

Wir saßen nach einer durchzechten Nacht in der Kantine einer Kaserne in Ludwigsburg beim Frühstück, als die Nachricht vom Fall der Berliner Mauer die Runde machte. Unsere Medien waren damals ja lediglich der ÖRR, die Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben und Telefone mit Kabel dran.

Die Stimmung kippte recht schnell, als die Warnstufe der Übung heraufgesetzt wurde. Hatte man auf der Bonner Hardthöhe doch Bedenken, wer da alles so „rüber“ kam. Die hatten echt Muffe vor einer Unterwanderung durch Guerillakämpfer der NVA. 😉

Am Tag darauf gehörten dann plötzlich stinkende Trabis und Wartburgs zum schwäbischen Stadtbild und die von „drüben“ wurden überall gerne gesehen. Brachten ja auch eine gewisse Kaufkraft mit und die Krämerseelen im Westen bekamen schon feuchte Schlüpfer und Kräften den bis dato unverkäuflichen Schrott aus Kellern und Lagern.

Westdeutsche Politiker träumten schon von blühenden Landschaften und die angeschlossenen Firmen von tollen Umsätzen. So wurde den Bürgern der DDR ganz schnell jede Kompetenz und Ehre geraubt und dem Gott der Marktwirtschaft geopfert. Ob die wirklich dafür das große Risiko eingingen, auf die Straße zu gehen???

So wurden also im Schnellgang Gesetze und Verordnungen durch die Instanzen gepeitscht und zum 03.10.1990 die neue Bundesrepublik ausgerufen. Man wollte ja Kanzler, Minister und überhaupt irgendwie Beteiligter der „Deutschen Einheit“ sein…

Ich selbst, der nie einen familiären oder sonstigen privaten Bezug zur DDR hatte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich direkt daran teilhaben würde. Nur gut 11 Monate später fand ich mich beruflich in einem kleinen Kaff in der westlichen Oberlausitz wieder. Zunächst für 6 Monate geplant, wurden 4 Jahre daraus. Aber das ist eine andere Geschichte, die einen eigenen Beitrag hier verdient.